Orthopädie- und Wirbelsäulenchirurgie

Methode

Spondylodese

In der Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie wird das Intraoperative Neuromonitoring (IONM) vor allem bei der Resektion von spinalen Tumoren und bei der Pedikelverschraubung bei Wirbelsäulenkorrekturen wie z. B. einer Skoliosekorrektur oder Spondylodese eingesetzt. Bei den verschiedenen Operationen befinden sich je nach Eingriff die Medulla spinalis und/oder Spinalnerven infolge von Distraktion, Manipulation und Resektion in Gefahr verletzt zu werden. Außerdem besteht das Risiko einer Ischämie infolge einer arteriellen Okklusion (siehe auch Gefäßchirurgie).

Neuromonitoring-Methode bei der Spondylodese

Bei der Spondylodese werden zur Behandlung einer Instabilität der Wirbelsäule zwei oder mehrere Wirbelkörper an der Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule versteift. Indikationen sind unter anderem instabile Frakturen, schwerwiegende oder progrediente Skoliosen oder Spondylolisthesen, deren konservative Behandlung nicht (mehr) ausreicht.

Abhängig vom Eingriff kommen bei der Spondylodese drei Ableitungsmethoden (EMG, SEP; MEP) für das Intraoperative Neuromonitoring zum Einsatz.

Mit dem elektromyografischen Monitoring wird eine sichere Position der Pedikelschrauben bei der Spondylodese ermittelt, um eine mögliche Pedikelperforation abschätzen zu können. Das EMG ist sowohl für die perkutane als auch für die offene Pedikelschraubenplatzierung geeignet.[1]

EMG-Monitoring während perkutaner Pedikelschraubenplatzierung

Bitte beachten Sie, dass folgende Empfehlungen zum Neuromonitoring bei der Spondylodese allgemeiner Natur sind. Die individuellen Vitalparameter des Patienten, die bestehende OP-Situation und die verwendete Technologie sollten immer mit in Betracht gezogen werden.

Während der Spondylodese wird eine bipolare Stimulationssonde über einen zuvor eingebrachten Kirschnerdraht (<1,6 mm AD) in den Pedikel bzw. in den Wirbelkörper platziert und in die zu testende Schraubenposition gebracht. Danach kann abwechselnd im Wirbelkörper und im Pedikel sowohl monopolar als auch bipolar stimuliert werden. Abgeleitet werden die EMG-Signale bei der Spondylodese in den jeweiligen Zielmuskeln der Arme und Beine, passend zur Wirbelhöhe.[2]

Der benötigte Stimulationsstrom für ein EMG-Antwortsignal wird mit einer definierten Stromschwelle je nach Art für zervikale, thorakale und lumbale/sacrale Eingriffe verglichen

>> Liegt der Stimulationsstrom unter dieser Stromschwelle, sollte die Position des Kirschnerdrahts geändert werden.

>> Liegt der benötigte Stimulationsstrom über der Stromschwelle bzw. gleich auf, kann eine Pedikelschraube in dieser Position angebracht werden.

EMG-Monitoring während offener Pedikelschraubenplatzierung

Die Stimulationssonden werden während der Spondylodese im offenen Pedikelbohrloch zum Abtasten der Pedikelwand und zur monopolaren oder bipolaren Stimulation der Spinalnerven durch die Pedikelwand genutzt.[3] Im Gegensatz zur perkutanen Pedikelplatzierung ist bei der offenen Pedikelplatzierung die direkte Stimulation der im Wirbelkörper eingebrachten Pedikelschraube monopolar.

Evozierte Potentiale während Wirbelsäuleneingriffen wie der Spondylodese oder Skoliosekorrektur

SEP[4] und MEP[5] ermöglichen eine unmittelbare Zustandsbeurteilung der nervalen Strukturen zwischen Stimulations- und Ableitort während der Spondylodese oder Skoliose.

>> SEP werden durch eine Stimulation peripherer Nerven ausgelöst, z. B. am N. medianus in Höhe der Handgelenke oder am N. tibialis in Höhe der Fußgelenke. Der Stimulationsimpuls wandert entlang des Nervs in den Spinalkanal bis zum primär sensorischen Cortex wo er als SEP abgeleitet wird.

>> Ziel der MEP-Ableitung ist es durch elektrische Stimulation den motorischen Cortex zu aktivieren, um funktionell zusammengehörige Muskelgruppen kontrahieren zu lassen. Die Ableitung von MEP dient der Beurteilung während der Spondylodese, und Dokumentation der strukturellen und funktionalen Unversehrtheit der motorischen Einheiten im Spinalkanal.[6]

 


Quellennachweise

1. Isley, M. R. The Neurodiagnostic Jurnal: Current Trends in Pedicle Screw Stimulation Techniques: Lumbosacral, Thoracic, and Cervical Levels (2012)

2. Isley, M. R. The Neurodiagnostic Jurnal: Current Trends in Pedicle Screw Stimulation Techniques: Lumbosacral, Thoracic, and Cervical Levels (2012)

3. Isley, M. R. The Neurodiagnostic Jurnal: Current Trends in Pedicle Screw Stimulation Techniques: Lumbosacral, Thoracic, and Cervical Levels (2012)

4. Isley, M. R. The Neurodiagnostic Jurnal: Current Trends in Pedicle Screw Stimulation Techniques: Lumbosacral, Thoracic, and Cervical Levels (2012)

5. Ulkatan S. et al. Monitoring of Scoliosis Surgery with Epidurally Recorded Motor Evoked Potentials (D Wave) Revealed False Results, Clinical Neurophysiology 117, Nr. 9 (2006)

6. Ulkatan S. et al. Monitoring of Scoliosis Surgery with Epidurally Recorded Motor Evoked Potentials (D Wave) Revealed False Results, Clinical Neurophysiology 117, Nr. 9 (2006)

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