Intraoperatives Neuromonitoring reduziert das Risiko für perioperative neurologische Beeinträchtigungen

Zugang für Ärzte

Ziele chirurgischer Eingriffe sind vollständige Resektionen von erkranktem Gewebe oder dessen Reparatur und Stabilisierung ohne gesundes Gewebe zu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen. Insbesondere bei Eingriffen in der Nähe von funktionsrelevanten Nerven und neurologischen Strukturen ist dies mitunter hochgradig diffizil und mit reiner Sichtkontrolle oft nicht hinreichend zu erreichen. Hier kommt das Intraoperative Neuromonitoring zum Tragen.

Werkzeug für die nervenschonende Operationsweise

Mit dem Intraoperativen Neuromonitoring erhält der Chirurg ein Werkzeug, das ihn bei der nervenschonenden Operationsweise effizient unterstützt. Das Hauptziel des Neuromonitorings ist die Überwachung und Erhaltung neurophysiologischer Funktionen des Patienten. Das Neuromonitoring ermöglicht damit auch die Vermeidung von Folgeschäden und postoperativen Komplikationen.[1] [2] [3] Von weniger postoperativen Komplikationen profitieren Patient, Chirurg und Klinik gleichermaßen.

Der Begriff intraoperatives Neuromonitoring (IONM) bezeichnet die perioperative Überwachung neurophysiologischer Funktionen des zentralen und peripheren Nervensystems. Der Chirurg ist damit jederzeit in der Lage Nerven zu lokalisieren, zu identifizieren und deren Verlauf nachzuvollziehen. Er muss sich nicht mehr allein auf die optische Sichtkontrolle verlassen. Je nach Operationsfeld kann dabei durch EMG (Elektromyografie) und evozierte Potentialen (SEP, AEP, MEP, EEG und VEP) eine kontinuierliche Überwachung oder eine intermittierende Überwachung oder Lokalisation der Nerven vorgenommen werden.

Technische Umsetzung für das Neuromonitoring

Das Neuromonitoring wird je nach Anwendungsgebiet anhand von Geräten durchgeführt, die einerseits eine elektrische Stimulation über Sonden und Elektroden am Nerv oder Gewebe ermöglichen und andererseits die abgeleiteten Signale über Elektroden direkt zur Überwachung visualisieren und akustisch hörbar machen. Die Systeme für das Neuromonitoring verfügen außerdem über akustische und visuelle Alarmfunktionen, die den Operateur und das OP-Team über kritische Veränderungen der Signale informieren. Für den Fall einer kritischen Signalveränderung (Abnahme der Amplitude, Änderungen der Latenz, das Fehlen von spezifischen Kurven etc.)[4] [5] kann die Geweberesektion rechtzeitig gestoppt und das Operationsverfahren entsprechend angepasst werden. Ein korrektes Anästhesiemanagement ist für das Neuromonitoring unerlässlich, da eine nicht angepasste Anästhesie >> zum Ausbleiben der notwendigen oder zu irreführenden Signale führen kann

Von großem Nutzen sind auch die Dokumentations- und Speicherungsfunktionen, die eine postoperative Analyse und eine potentielle rechtliche Argumentation erleichtern. Das Neuromonitoring ist zudem gut für die postoperative Beurteilung des Patienten und die Evaluation dessen Regenerationsfähigkeit und deren Zeitraum geeignet.

 


Quellennachweise

1. Sala, F. et al. Motor Evoked Potential Monitoring Improves Outcome after Surgery for Intramedullary Spinal Cord Tumors: A Historical Control Study: Neurosurgery 58, 1129–1143 (2006).

2. Martin, W. H. & Stecker, M. M. ASNM Position Statement: Intraoperative Monitoring of Auditory Evoked Potentials. J. Clin. Monit. Comput. 22, 75–85 (2008).

3. Mangano, A. et al. Evidence-based analysis on the clinical impact of intraoperative neuromonitoring in throid surgery: State of the art and future perspectives. Surg Technol Int 25, 91–6 (2014).

4. Deletis, V. & Sala, F. Corticospinal tract monitoring with D- and I- waves from the spinal cord and muscle MEPs from limb muscles. in Intraoperative Monitoring of Neural Function – Handbook of Clinical Neurophysiology 8, 235–251 (2008).

5. Angeletti, F., Musholt, P. B. & Musholt, T. J. Continuous Intraoperative Neuromonitoring in Thyroid Surgery. Surg Technol Int 27, 79–85 (2015).